Das Fahrrad aus dem Internet wird geliefert. Noch ist es nicht zu sehen.

 

Das Fahrrad aus dem Internet wird geliefert. Hier biegt gerade der Postbote um die Ecke.

 

Die Kisten, mit der das Fahrrad geliefert wird ist riesig.

Wer sein Fahrrad online bestellt, kann ein gutes Schnäppchen machen. Fahrradshops im Internet können Fahrräder billig anbieten. Aber so verlockend die Discount-Preise auch sind, wie sieht es mit dem Service aus? Wie weit sind die Fahrräder bei der Lieferung zusammengebaut? Kann man die Endmontage am Fahrrad überhaupt selbst machen?
Hier ist mein Bericht von "Bike in a Box", der Fahrrad-Bestellung aus dem Internet.

Online Fahrradshop oder Fahrradgeschäft?

Die Entscheidung, ein Fahrrad online zu bestellen, fiel, nachdem ich schon einige Fahrradhändler in der Nähe aufgesucht hatte. Nach jeder Beratung war ich unsicherer (falls sich überhaupt jemand um mich kümmern konnte, denn Zeit habe ich nur samstags, und da sind die Läden voll). 5-Minuten Probefahrten haben mir nicht geholfen, manchmal hatte ich gar das Gefühl, einfach ein Fahrrad aufgedrängt zu bekommen, weil es eben gerade verfügbar ist.
Auf die entscheidende Frage "was für ein Fahrrad möchten Sie denn?" wusste ich selbst keine Antwort. Und da ich es nicht wusste, konnten mir auch niemand richtig helfen. Zumindest sprechen Fahrrad-Spezialisten und ich nicht dieselbe Sprache. Meine Vorstellungen bezüglich des neuen Fahrrads waren für die Profis zu ungenau, ihre Fragen dagegen so spezifisch, dass wir irgendwie immer aneinander vorbeiredeten.

Dann schon lieber selber recherchieren.
Also Internet, da kenne ich mich aus. Mal schauen, was da an Fahrrädern angeboten wird. Ich gebe also nahe liegende Begriffe wie "Fahrrad bestellen", "Fahrradshop" und "Fahrrad online Shop" ein. Das Ergebnis, bzw. die Auswahl ist zunächst sehr groß, schmilzt aber schnell zusammen, wenn ich die ersten 15 Fahrradshops genauer anschaue. Einige Bike Shops sind so unübersichtlich, dass ich sie sofort wieder verlasse. Bei anderen Angeboten bin ich von der Seriosität des Shops nicht überzeugt. Wieder andere spiegeln lediglich das Sortiment von lokalen Fahrradhändlern wieder. Da ich aber speziell bei einem Online Fahrradversand bestellen möchte und deshalb auch entsprechende Discounts erwarte, kommen nur wenige Fahrradshops wirklich in Frage. Ich bleibe ich bei einem großen online Fahrradhändler, der auch hilfreiche Informationen zum Fahrradkauf bereit stellt.

Tipp: Worauf Sie bei einer Fahrrad-Bestellung achten sollten: Tipps für den Fahrradkauf.

Fahrradtyp: Welches ist das richtige Fahrrad für mich?

Als erstes muss ich mich für den richtigen Fahrradtypen entscheiden. Das ist kein Problem, wenn man schon eine genaue Vorstellung hat. Falls man aber, wie ich, höchstens nur alle 10 Jahre an ein neues Fahrrad denkt, so wird man staunen, wie differenziert das Angebot an Fahrrädern ist.
Die wichtigsten Auswahlkriterien für die Bestellung sind:

  1. FahrradTyp
  2. Preis / Ausstattung
  3. Rahmengröße

Für den FahrradTypen ist vor allem entscheidend, zu welchem Zweck man das Rad nutzen will. Ich finde nach einiger Recherche heraus, dass ein Trekking Fahrrad das richtige für mich ist. Denn ich möchte ein vielseitiges Fahrrad, das sowohl zum Einkauf in der Stadt, als auch für kleinere Fahrradtouren geeignet ist.

Tipp: So finden Sie das Fahrrad, das wirklich zu Ihnen passt.

Mein Budget steht auch fest. Es heißt, für ein brauchbares Fahrrad sollte man mindestens mit 400€ rechnen. Allerdings hätte ich es schon gern etwas komfortabler, z.B. eine gute Federung und Schaltung sollte mein Rad schon besitzen. An den Bremsen will ich auch nicht sparen, aber mehr als 600€ will ich nicht ausgeben. Damit lässt sich eine gute Ausstattung erwerben. Fahrradteile von Marken-Herstellern wie Shimano, Federgabel, sowie das eine oder andere nette Zubehör sollten dann inklusive sein.

Schließlich muss ich noch die Frage: "welche ist die richtige Rahmengröße" beantwortet werden. Diese ist abhängig von der Beinlänge. Das kann man messen und mit Hilfe einer Tabelle erhält man die passende Rahmengröße für das Fahrrad. Gesagt, getan. Ich messe meine Beinlänge und ermittle die entsprechend empfohlene Rahmenhöhe. Eine Rahmenhöhe von 50 cm sollte reichen. O.K.
Nachdem diese Kriterien fest stehen, reduziert sich meine Auswahl auf ein überschaubares Angebot von 7 Fahrrädern. Nun entscheiden die Optik und der Bauch. Schwarz soll es sein, mein Wunschrad, und was die Form angeht, so habe ich einen eindeutigen Favoriten: ein Trekkingrad, das Technium James Cook, mit Magura Bremse, Shimano Schaltung und anderen feinen Ausstattungen. Dieses Fahrrad hat mir gleich von Anfang an gut gefallen. Und da beim Online-Kauf ein Rückgaberecht von 14 Tage besteht, habe ich auch kein Risiko, falls es doch nicht das richtige Fahrrad für mich sein sollte. Laut AGB kann ich es wieder zurück schicken. Da das Fahrrad durch eine Discount-Aktion gerade billiger im Angebot ist, habe ich noch etwas Budget übrig und lege ein neues, dickes Fahrradschloss in den Warenkorb.

Fahrrad Montage: der kritische Punkt beim Fahrradversand

Ich bestelle an einem Sonntag. Kaum zwei Tage später, am Dienstagmorgen, kommt das Fahrrad. Ich sehe schon von weitem das riesige Paket. Zum Glück, denke ich, muss ich das nicht selbst transportieren. Vielleicht auch ein Vorteil, Fahrräder online zu kaufen.

Ich öffne das riesige Paket. Schick! Neu, schwarz, glänzend: das Rad sieht so aus, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich bin begeistert. Wie erwartet, sind die Pedale noch nicht angeschraubt und auch der Lenker benötigt noch einige Griffe. Das nötige Fahrradzubehör, Werkzeug und Montageanleitung liegt bei. Also an die Arbeit.

Die Pedale sind kein Problem. Ich schraube sie wie beschrieben in die Gewinde und fertig. Auch der Lenker lässt sich leicht gerade stellen. Doch was die weitere Feineinstellung angeht, bin ich nicht so sicher. Mein Komfort-Lenker lässt sich um verschiedene Achsen neigen. Ähnlich ist es mit dem Sattel. Auch da lässt sich Höhe, Tiefe und Neigung verstellen. Wie gehört es nun richtig? Welche Einstellung ist für mich am besten? Ich beschließe, mich später darum zu kümmern und prüfe erst mal, was laut Montageanleitung sonst noch zu tun ist:
"Alle wichtigen Schrauben, sowie ggf. Achsschnellspanner auf festen Sitz überprüfen". Ich tue mein bestes und drehe an allen Schrauben, die ich entdecken kann. Ob das nun die "wichtigen" sind, von denen die Montageanleitung spricht, und ob ich überhaupt alle Schrauben geprüft habe, kann ich nicht sagen. Ebenso unsicher bin ich bezüglich des "Achsschnellspanners" (o.k. vielleicht bin ich ja ein Dummi, was Fahrräder angeht). Dann kommt der große Augenblick: die ersten Meter Probefahrt. Da Lenker und Sattel noch nicht richtig eingestellt sind, nehme ich den Schraubenschlüssel mit, mit der Absicht, so lange nachzujustieren, bis die beste Postion gefunden ist.

Aber die ersten Meter sind enttäuschend: die Kette reibt irgendwo am Seitenschutz und mit der neuen Gangschaltung komme ich auch nicht richtig klar. Kette und Schaltung zu justieren, das aber ist kein Kinderspiel. Zumindest für jemand wie mich, der nun zum ersten Mal ein Fahrrad mit mehr als 3 Gängen besitzt. Was nun? Die Bedienungsanleitung ist dick und kompliziert. Ich habe wirklich keine Lust, mich da durch zu quälen.

Ich bin etwas frustriert. Schließlich hatte ich extra bei einem Fahrradshop bestellt, der Fahrräder quasi endmontiert verschickt und damit wirbt, dass vor dem Versand ausgebildete Monteure alle Einstellungen prüfen.
Mit der Enttäuschung kommt die Unsicherheit: Habe ich ein schlechtes Rad gekauft? War ich beim online Fahrradkauf zu naiv?
Ich will es genau wissen und rufe bei einer lokalen Fahrradwerkstatt an. Etwas schlechtes Gewissen habe ich schon. Aber ich schildere ganz offen die Situation und frage gleich am Telefon, ob es in Ordnung ist, wenn ich mein Fahrrad aus dem Internet zum Qualitäts-Check und zur Feineinstellung vorbei bringe. Es ist in Ordnung.

Qualität

Der Profi von der Fahrradwerkstatt besieht mein Fahrrad und die verbauten Fahrradteile. "Was ich dafür gezahlt habe"?, will er wissen. Knapp 550 Euro, sage ich kleinlaut. "Hmmm, das ist ein guter Preis". Ich bin erfreut. Also habe ich doch ein Schnäppchen gemacht! Bremsen, Schaltung, Umheber und andere Fahrradteile, deren Namen geschweige denn Existenz mir bis dahin unbekannt gewesen waren, sind von guter bis sehr guter Qualität, für den Preis günstig. Aber: es ist noch einiges zu tun.
Das wird mir so richtig klar, als er mein Fahrrad auf den Montagehaken hängt und zunächst mal alle sicherheitsrelevanten Teile und Schrauben überprüft. Da waren doch noch einige Schrauben mehr nachzuziehen, als ich dachte, und einige davon waren tatsächlich noch nicht fest genug. Danach kümmert er sich um Kette und Schaltung und es ist eine Freude, dem Profi dabei zuzusehen. Es gibt bei weitem mehr Einstellmöglichkeiten, als ich mir hätte träumen lassen. Er testet alle Gänge durch und an manchen Stellen gibt es etwas zu justieren. Nie im Leben hätte ich das geschafft. Als er fertig ist, dreht sich die Kette quasi in allen Gängen. Ich bin entzückt.

Dann stellen wir Lenker und Sattel ein. Auch das ist eine Einstellung, die alleine nur mühsam zu machen gewesen wäre. Wir probieren verschiedene Höhen und Neigungen aus, bis die beste Kombination gefunden ist. Aber dann: was für ein Gefühl. Das Fahrrad passt perfekt zu mir. Ich bin sehr zufrieden. Durch den Check in der Fahrradwerkstatt habe ich mir nicht nur eine frustrierende Schrauberei am Fahrrad erspart, sondern auch die Bestätigung erhalten, ein wirklich gutes Fahrrad gekauft zu haben. Dafür zahle ich gern die Rechnung für die Fahrradwerkstatt.

Tipp: Fahrrad am besten zu zweit auspacken und montieren. Macht mehr Spaß und ist einfacher.
Tipp: Falls bei der Montage Probleme auftauchen, oder Sie Zweifel an der Qualität Ihrer Lieferung haben: wenden Sie sich vertrauensvoll an den Fahrradprofi in Ihrer Nähe. Es lohnt sich!

Fazit Fahrradkauf nach einem Jahr

Fahrräder im Fahrradshop online zu bestellen, stellt vielleicht eine etwas größere Anforderung an den Käufer dar. Er sollte sich so weit mit Fahrrädern auskennen, dass er kleinere Montagegriffe selbst machen kann - oder aber selbstbewusst genug sein, um im Zweifelsfall Hilfe beim Fahrrad-Fachmann zu holen.
Ich habe es nicht bereut.

Durch den Transport im Karton ist es immer möglich, dass sich, wie bei meinem Fahrrad, etwas verstellt. Solche Dinge kann man aber korrigieren, wenn man sich etwas auskennt. Finanziell hat es sich gelohnt. Selbst wenn ich alles zusammen rechne: Fahrrad Preis + Kosten für Check und Feinjustierung, dann war es, unter dem Strich, immer noch ein sehr günstiges Fahrrad.

Mein Technium James Cook Trekking Rad habe ich nun fast ein Jahr. In diesem Jahr habe ich mehr und längere Fahrradtouren gemacht als jemals zuvor. Das Rad ist sehr stabil, bequem und für jede normale Alltags- und Freizeitsituation geeignet. Pannen oder Defekte hatte ich noch keine. Mit der Qualität des Fahrrads bin ich sehr zufrieden.

Sicher, man kann auch beim lokalen Fahrradhändler seines Vertrauens ein gutes Fahrrad erwerben. Und wer sich unsicher fühlt, ungern recherchiert oder im Internet einkauft, ist dort wohl auch besser aufgehoben. Für mich allerdings war der Online Fahrradkauf optimal. Denn was für mich klar für den Online Fahrradkauf spricht: das sind die größeren Auswahl- und die flexiblen Bestellmöglichkeiten. Onlineshops haben nun mal immer offen. Mein Fahrrad habe ich bequem an einem Sonntagnachmittag ausgesucht. Hätte ich dagegen so lange gewartet, bis ich genügend Zeit gehabt hätte, ein Fahrrad in einem (welchem?) lokalen Fahrradgeschäft auszusuchen, hätte ich den Fahrradkauf wohl noch auf Monate hinausgeschoben. Wahrscheinlich wäre ich heute immer noch mit meinem uralten, klapprigen Rad unterwegs.

So habe ich nicht nur ein gutes Rad gefunden, sondern auch einen neuen Sport für mich entdeckt.